Der Kreis schliesst sich – vielleicht

7. Dez 2021
Pascal Kamber / Zofinger Tagblatt

Mittelland-Spielertrainer Roman Pass ist mit Estland bei der aktuell laufenden Unihockey-WM in Finnland unverhofft zum zehnten Mal als Spieler mit von der Partie. Das Zofinger Tagblatt sprach vor dem WM-Start dem 37-Jährigen.

Im Mai 2002 bestritt Roman Pass seine erste Weltmeisterschaft. Rund 20 Jahre später kehrt der Este zurück an jenen Ort, wo alles begann: nach Finnland. In Helsinki spielen seit vergangenem Freitag 16 Teams um den WM-Titel. «Das ist mein zehntes Turnier, ich kann es kaum erwarten», freut sich Roman Pass, der sein Heimatland als Captain auf den Platz führen wird. «Als Sportler für sein Land zu spielen, ist toll», sagt er, «aber als Captain und Leader voranzugehen, ist der grösste Titel, den es für mich gibt.»

Die letzten drei Monate lebte er wie ein Profi

Für den 37-jährigen Verteidiger kommt das Jubiläum ziemlich unverhofft. Denn eigentlich hatte Roman Pass im Sommer mit dem Wechsel an die Bande von Unihockey Mittelland seine Spielerkarriere definitiv beendet. Weil im September aber Australien und Japan ihre Teilnahme an der WM wegen der Coronapandemie zurückzogen und die Philippinen sowie Estland, das in der Qualifikation gescheitert war, nachrücken durften, warf Pass seine Pläne über den Haufen. Fortan fungierte er bei UM als Spielertrainer, um wieder in Form zu kommen. Neben den Mannschaftstrainings absolvierte Pass in seiner Freizeit zusätzliche Einheiten, trank keinen Alkohol mehr und befolgte einen strikten Ernährungsplan. «Ich habe in den letzten drei Monaten ein Sportlerleben geführt und dabei vier Kilogramm abgenommen», sagt Pass, der für ein Medizinunternehmen im Kundendienst tätig ist, nicht ohne Stolz. Dank der intensiven Arbeit an der eigenen Fitness bekundete Roman Pass im viertägigen Trainingslager im schwedischen Uppsala mit Estlands Nationalteam keine Mühe, mit den besten Spielern mitzuhalten. «Ich bin nicht mehr der, der wie ein Hund rennt, aber Unihockey kann ich noch immer spielen. Das verlernt man nicht so schnell», sagt Pass, dessen Spielweise stark geprägt sei von der Erfahrung.

Weil sich Roman Pass auch von der körperlichen Verfassung seiner Mitspieler beeindruckt zeigt, reist er heute mit einem positiven Gefühl nach Helsinki. «Wir haben viel Qualität im Team, aber wir müssen in jedem Spiel 60 Minuten gut und diszipliniert auftreten», sagt Pass, der mit Estland in der Vorrunde auf die Philippinen, Kanada und Singapur trifft und vom Viertelfinaleinzug träumt. «Sofern es keine Überraschungen gibt, sollten wir unsere Gruppe auf dem ersten Rang beenden», ist er überzeugt. Wird Estland seiner Favoritenrolle tatsächlich gerecht, würden im Achtelfinal wohl Lettland oder Dänemark warten. «Wir können beide schlagen, aber es braucht ein perfektes Spiel», sagt Pass.

Bei UM mangelt es nicht an «kompetentem» Personal

Weil die 1.-Liga-Meisterschaft während der WM nicht pausiert, muss Unihockey Mittelland am Wochenende gegen Baden-Birmenstorf und Konolfingen ohne seinen Trainer auskommen. Die Absenz habe zu keiner Zeit ein Problem dargestellt, betont Roman Pass. «Ich habe den Vorstand frühzeitig informiert, dass ich vielleicht als Spieler an der WM dabei bin. Sie haben mich seither super unterstützt», sagt er. Ausserdem seien mit Sportchef Cyril Müller und Samuel Schneiter kompetente Leute da, die ihn vertreten würden. Vor allem von Offensivmann Schneiter, der im November zu UM gestossen ist, erhofft sich Pass einiges: «Er ist ein starker Spieler mit vielen taktischen Ideen, die ich versuche, mit meinen zu kombinieren. Und Sam ist ein sympathischer Typ, der viel mit den Jungen redet.»

Somit kann Roman Pass ohne schlechtes Gewissen die WM bestreiten. Ob es das letzte grosse Turnier seiner Karriere sein wird, lässt er offen. In einem Jahr finden die Titelkämpfe in der Schweiz statt, die Qualifikation beginnt bereits nächsten Februar. «Vielleicht mache ich weiter», sagt Pass, «nach dem ganzen Aufwand wäre es schade, wenn ich schon wieder aufhören würde».